Der Ramadan zählt zweifellos als der wichtigste und ehrwürdigste Monat im islamischen Kalender. Auch in Dubai wird ihm eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Er ist nicht nur ein Fest der Tradition, sondern auch eine Zeit der Reflexion und des Gebets. Der Fastenmonat Ramadan geht heuer in den Vereinigten Arabischen Emiraten vom 11. März bis 09. April. Doch wie erleben Nicht-Muslime Bewohner jene Zeit? Diese und viele andere Fragen stellen sich viele österreichische Auswanderer. Man zieht schließlich nicht einfach in ein Nachbarsland, sondern man befindet sich plötzlich auf einem komplett anderen Kontinent, findet sich in einer Kultur mit anderen religiösen Ansichten, Traditionen und Ritualen wieder. Hinzu kommen natürlich auch die vielen falschen Behauptungen und Mythen über die vom Islam geprägten Stadt.
In diesem Blogbeitrag möchten wir unsere Wahrnehmungen und Eindrücke teilen, die wir in dieser Zeit machen dürfen, und näher auf das tägliche Stadtleben sowie Besonderheiten während des Fastenmonats eingehen.
Was ist Ramadan? ☪️🕋
Ramadan, der Fastenmonat, ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und eine Zeit der Hingabe, des Fastens und der spirituellen Reflexion für Muslime auf der ganzen Welt. Während dieses heiligen Monats verzichten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und weltliche Vergnügen. Das Fasten dient dazu, die Selbstbeherrschung zu stärken, Mitgefühl für die Bedürftigen zu entwickeln und die Verbindung zu Gott zu vertiefen.
Neben dem Fasten sind Gebete, das Lesen aus dem Koran und Wohltätigkeitsarbeit wichtige Bestandteile des Ramadan. Gemeinsame Mahlzeiten zum Fastenbrechen bei Sonnenuntergang, genannt Iftar, bringen Familien und Gemeinschaften zusammen, um die Segnungen dieses besonderen Monats zu teilen.
Der genaue Tag für den Beginn des Fastenmonats wird bekannt gegeben, wenn die Neumondsichel des neunten Monats im traditionellen islamischen Kalender erscheint. Ramadan dauert etwa 30 Tage oder bis die nächste Neumondsichel sichtbar wird und endet mit den Feiertagen Eid al-Fitr, die das Ende der Fastenzeit feierlich markieren.
Besonderheiten während Ramadan 🌇
In dieser Zeit sollte man sich auf einige Besonderheiten einstellen: Wenn der Fastenmonat begonnen hat, läuft tagsüber alles langsamer und gemütlicher ab, auf den Straßen wird es ruhiger und die Menschen ziehen sich zurück. Viele Geschäfte, Büros und Ämter haben geänderte Öffnungszeiten oder sind geschlossen. Einige Restaurants und Lokale öffnen etwas später, große Malls und Supermärkte sind aber regulär geöffnet.
Am Abend nach Sonnenuntergang, wenn das Fastenbrechen ansteht, wird es wieder belebter in der Stadt. Zum sogenannten „Iftar“, das jeden Abend mit Kanonenschüssen „eingeläutet“ wird, versammeln sich viele Muslime zum gemeinsamen Essen. Zu diesem Anlass gibt es zahlreiche Mehr-Gang-Menüs und Iftar-Buffets in etlichen Restaurants und Hotels, wo Besucher zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen werden.
Die Straßen und Einkaufszentren sind mit Laternen, Monden und Sternen geschmückt und die zahlreichen Lichter strahlen eine festliche und eindrucksvolle Atmosphäre aus.
Kultur & Kulinarik 🥘
In Hotels und auf öffentlichen Straßen und Plätzen heißen großzügig angelegte Iftar-Buffets in festlich dekorierten Ramadan-Zelten auch Nicht-Muslime willkommen. Zahlreiche Food-Courts und Stände haben bis weit nach Mitternacht geöffnet und Ramadan-Märkte bieten Gelegenheit, traditionelle Köstlichkeiten zu genießen und handgefertigte Geschenke zu kaufen.
In dieser Zeit werden auch viele Veranstaltungen und Attraktionen geboten, um den Menschen in der ganzen Stadt die Lebendigkeit und Freude des Ramadan-Festes näherzubringen. Von familienfreundlichen Aktivitäten, Sportveranstaltungen, Live-Unterhaltung bis hin zu Feuerwerken und Drohnen-Shows ist alles dabei. Auch die Orte werden mitgeteilt, wo die traditionellen Ramadan-Kanonen abgefeuert werden und an denen Besucher den traditionellen Beginn des Iftar erleben können.
Die Zeit während Ramadan hat noch andere Vorteile: Bestimmte Attraktionen, Sehenswürdigkeiten oder Wasserparks werden viel weniger besucht, die Wartezeiten sind daher recht kurz. Geschäfte, Lokale, Lieferdienste und andere Dienstleister bieten in dieser Zeit auch zahlreiche Ramadan-Angebote und Rabatte an, von denen man sowohl als Resident als auch Tourist profitieren kann.
Was müssen Auswanderer beachten? ☝🏼
Schon längst ist Dubai nicht mehr so streng als noch vor einigen Jahren, wo sich Nicht-Muslime an viel striktere Regeln halten musste. Heute ist die Stadt viel flexibel und geht entspannter mit den Bedürfnissen der anderen Bewohner um – schließlich kommen über 85% der dort lebenden Bevölkerung aus allen möglichen Teilen der Welt. In Dubai ist es generell üblich, auch die Feste anderer Religionen zu feiern, was diese Stadt noch weltoffener macht.
Selbstverständlich muss man während Ramadan nicht den ganzen Tag hungern – der Betrieb in Hotels und Restaurants läuft ganz normal weiter. Gelegentlich werden in einigen Restaurants eigene Bereiche mit einem Sichtschutz abgetrennt, um die Fastenden nicht allzu sehr zu stören. Essen und Trinken ist somit aber jederzeit möglich.
Mit Essen und Trinken in der Öffentlichkeit, wie an öffentlichen Plätzen, ist es eine Frage des Anstandes. Dubai ist wirklich sehr tolerant und für Gäste werden viele Ausnahmen gemacht. Während des Ramadans allerdings sollte man dies alleine schon aus Respekt den Fastenden gegenüber minimal halten und nicht provozieren. Das gleiche gilt übrigens auch für Kaugummikauen und Rauchen! Wie bereits erwähnt, kommt es auf die Situation an.
Wir selbst haben unseren ersten Urlaub damals während Ramadan gebucht und manchmal auch tagsüber eine Kleinigkeit gegessen. Bei einem längeren Ausflug und den hohen Temperaturen musste man natürlich seinen Durst oder den kleinen Hunger stillen – dies war auch absolut kein Problem. Menschen mit gesundheitlichen Problemen und Schwangere sind von der Regelung ausgenommen und dürfen jederzeit etwas essen oder trinken, wenn es notwendig wird.
Wir wissen aus Erfahrung, dass man sich als Auswanderer gerne und mit einer Selbstverständlichkeit an diese Regeln hält, sich ja fast schon selbst im Fasten üben möchte. Nicht selten praktizieren Nicht-Muslime ebenfalls diese Fastenpraxis, da diese auch nachweislich auf positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat.
Wenn man sich dafür entscheidet, nach Dubai zu ziehen, sollte man es ohnehin als selbstverständlich ansehen, sich an die fremde Kultur und Bräuche anzupassen.
Unser persönlicher Eindruck 👍🏼
Dubai strahlt während der Fastenzeit eine besondere Atmosphäre und Gastfreundlichkeit aus, die uns immer wieder beeindruckt und man unbedingt erlebt haben muss. Es wird sich sehr viel Mühe gegeben, die Einschränkungen für Nicht-Muslime so gering wie möglich zu halten und wirklich alle in die Bräuche und Festlichkeiten zu integrieren. Unser erster Dubai-Urlaub während Ramadan hat uns auf eine besondere Art und Weise in den Bann gezogen und schließlich dazu beigetragen, dass wir Dubai auch außerhalb des Fastenmonats erleben und kennenlernen wollten. Ein einmonatiger Aufenthalt folgte und bald darauf schon unsere Auswanderung.
Wenn man einen Aufenthalt in Dubai plant, würden wir auf alle Fälle die Zeit während Ramadan empfehlen, da man einzigartige Einblicke in die muslimische Kultur erhält. Wir entwickelten dadurch ein neues Verständnis gegenüber dem Islam und dessen Bräuche und änderten die ein oder anderen Ansichten. Allgemein nehmen wir Ramadan als sehr friedlich und entschleunigt war. Durch die verzerrten Darstellungen, die in Europa über die islamische Kultur leider immer noch herrschen, hatten natürlich auch wir zu Beginn so unsere Vorurteile, die wir allerdings schnell ablegen konnten.